FDP: Die Landeshauptstadt Saarbrücken muss sich der Menschen in prekären Lebenslagen annehmen. - Holzverschlag in der Johannisstraße für die Nachbarschaft nicht weiter zumutbar
Die FDP Stadtratsfraktion Saarbrücken hat ein umfassendes Konzept zur Unterstützung von Menschen in prekären Lebenslagen erarbeitet.
Das Konzept legt den Schwerpunkt auf soziale Fürsorge, die in Abstimmung mit weiteren Akteuren wie dem Regionalverband, der Diakonie und der AWO organisiert werden muss. Neben dem sozialen Angebot ist eine Versorgung mit Essen und Getränken vorgesehen. Zudem haben wir auch die Tiere der Gäste im Blick, da sie eine wichtige soziale Funktion erfüllen.
Für die Umsetzung sind entsprechende bauliche Voraussetzungen notwendig. Dazu gehören u.a. Aufenthalts- und Beratungsräume, Toiletten und Waschmöglichkeiten.
Neben der Ausstattung des Platzes ist auch die Akzeptanz bei den Anwohnern und Anrainern von großer Bedeutung. Diese müssen in den Prozess eingebunden werden und feste Ansprechpartner beim Ordnungs- und Sozialamt haben.
Dazu Dr. Helmut Isringhaus, FDP Fraktionsvorsitzender im Stadtrat: „Wir sind uns bewusst, dass unser Konzept anspruchsvoll ist und die Finanzierung der Anlaufstelle und ihrer laufenden Kosten eine Herausforderung darstellt. Die Suche nach einem geeigneten Platz stellt ebenfalls eine große Aufgabe dar. Provisorische Lösungen wie jetzt sind jedoch keine nachhaltige Option.
Von einer erfolgreichen Umsetzung unseres Konzepts profitieren nicht nur die Menschen in prekären Lebenslagen, sondern auch die Bürger in der Johannisstraße und in der Innenstadt.“
Konzept für die Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen in Saarbrücken an einem neuen Aufenthaltsort
Problemstellung:
In allen größeren Städten ist das Problem der Menschen in prekären Lebenslagen allgegenwärtig. Gute Lösungen sind selten und oft teuer. Aber auch Randständige sind Bürger, für die die Stadt Verantwortung trägt. In Saarbrücken wurde 2015 unter Oberbürgermeisterin Britz in der Johannisstraße einen Holzverschlag als Anlaufstelle für Randständige eingerichtet. Der Standort des “Pavillons” ist jedoch mitten in einem Wohngebiet in unmittelbarer Nähe zu Schulen und damit als Standort ungeeignet. Zudem kommt es seit Jahren zu einer Zunahme von schwerwiegenden Problemen, einschließlich Drogenhandel, Beschaffungskriminalität, Körperverletzung und Brandstiftung. Große Teile des Nauwieser Viertels sind inzwischen Verbotszonen für den Cannabiskonsum, auch die gesamte Umgebung in den umliegenden Straßen des „Pavillons“.
Die Existenz und Funktionalität eines Aufenthaltsplatzes für Randständige ist wichtig für Saarbrücken. Einerseits ist bei den meisten Randständigen nicht zu erwarten, dass sie überhaupt und schon gar nicht allein aus ihrer Situation herausfinden, da sie mehrheitlich psychisch krank und/oder drogensüchtig sind. Andererseits ist eine fürsorgliche und für die betroffenen Menschen interessante und sinnvolle Ausstattung für die Attraktivität eines Standortes wichtig, um einen Aufenthalt an anderen Stellen in der City möglichst zu vermeiden.
Lösungsvorschlag:
Wir schlagen vor, eine geeignete Ersatzfläche zu finden und entsprechend zu entwickeln. Hier sind mögliche Standorte:
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Umwandlung einer Fläche (z.B. an der Kreuzung Meerwiesertalweg/Dudweilerstraße) zu einem Aufenthaltsort für Randständige.
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Umsiedelung auf ein Grundstück im Bereich Schützenstraße/Meerwiesertalweg.
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Andere Standorte
Bauliche Ausstattung:
Die neue Anlaufstelle sollte über folgende Ausstattung verfügen:
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Begrenzung, aber Einsehbarkeit des Areals gewährleisten
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Befestigter Boden
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Heizung
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Überdachung
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Sitzmöglichkeit
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WC
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Dusche
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Möglichkeit zum Wäsche waschen
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Internet & WLAN
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Spindsystem zum Abstellen von Taschen
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Mithilfe beim Bau durch Randständige selbst
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Frei zugängliche Trinkwasserspender
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Sichere Feuerstelle
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Abgetrenntes Büro für Beratung, Einzelgespräche, Konsultationen
Versorgung:
Die Versorgung sollte folgende Aspekte beinhalten:
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Essensausgabe: wochentäglich zur Mittagszeit
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Anbieten von Backwaren vom Vortag
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Getränkeausgabe
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Futterangebot für Hunde der Randständigen
Soziale Fürsorge:
Die soziale Fürsorge sollte folgende Aspekte beinhalten:
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Dauerhafte Anwesenheit zweier Sozialarbeiter (Stadt, Regionalverband, verschiedene Träger) während der Öffnungszeiten
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Gespräche der Sozialarbeiter mit den Gästen
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Tagesstrukturierung, Übernahme der Besucher von Platzaufgaben
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Beratung, Hilfsangebote, Arztsprechstunden
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Sprechstunden von Diakonie, AWO etc.
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Vorstellung von Ausstiegsangeboten im Sozialraum
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Begleitung zu Erstterminen bei Trägern von Ausstiegsangeboten durch Sozialarbeiter
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Hilfe und Begleitung zur Anbindung an Angebote und Leistungen (SGB II) für Randständige ohne direkten Ausstiegswunsch (z.B. Tagesgeld)
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Niederschwelliger Zugang zu medizinischer Basisversorgung
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Niederschwelliger Zugang durch Beratung und Begleitung zu Erst-Terminen an Substitutionsangebote und Praxen
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Anbindung an medizinische Angebote für Hunde
Akzeptanz bei den Anwohnern und Anrainern:
Um eine Akzeptanz bei den Anwohnern und Firmen in der Nähe zu schaffen, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
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Regelmäßige offene Sprechstunden mit den Sozialarbeitern und Vertretern des Ordnungsamtes für Anwohner
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Fester Ansprechpartner beim Ordnungsamt für Anwohnerbeschwerden
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Einbindung des Projekts in eine Stadtviertelsanierung / Stadtteilverschönerung
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Einbindung der Anwohner / Angebot ehrenamtlicher Teilnahme an der Herstellung und Gestaltung des Platzes
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Regelmäßige aktive Anwohnerinformation des Sachstandes in der Schaffungsphase des Projektes
Finanzierung:
Die Finanzierung sollte durch das Land, den Regionalverband, die LHS und mit Mitteln aus dem Quartiersmanagement erfolgen.
Studienbegleitung:
Eine wissenschaftliche Studie (Bachelor- oder Masterarbeit) könnte das Projekt begleiten.