Zusammenhalt top, Land flop

Annabelle Lintz-Sonntag

Vor etwa einem Jahr stand Saarbrücken unter Wasser. Was als Starkregen begann, wurde binnen Stunden zur Katastrophe. Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, zerstörte und bedrohte Existenzen. Doch inmitten dieser Ausnahmesituation zeigte sich etwas, das uns als FDP-Fraktion bis heute beeindruckt: der starke gesellschaftliche Zusammenhalt. Anwohner, Feuerwehr, THW, Hilfsorganisationen und unzählige Freiwillige haben in einer beeindruckenden Weise der Solidarität angepackt, Sandsäcke gefüllt, Nachbarn gerettet und Existenzen gesichert. Saarbrücken hat in diesen Tagen gezeigt, dass wir als Stadtgesellschaft in der Not füreinander einstehen. Dieses Engagement verdient unseren größten Respekt — und es zeigt, dass wir auf unsere Mitbürger immer zählen können, wenn es wirklich darauf ankommt. Umso bitterer der Blick auf das, was danach kam. Während des Hochwassers wurden große Versprechen gemacht: schnelle Hilfen, unbürokratische Unterstützung. So eilten Bundeskanzler und Ministerpräsidentin in Gummistiefeln ins Überschwemmungsgebiet und versprachen, niemanden allein zu lassen. Kurz vor der Kommunalwahl damals ein willkommenes Schaulaufen. Heute müssen wir feststellen: Zu viel blieb heiße Luft. Viele warten bis heute auf zugesagte Gelder, Anträge verschleppen sich, Verfahren sind kompliziert. Wo unbürokratische Hilfe angekündigt war, herrscht Bürokratie. Wer in der Krise Versprechen gibt, muss auch liefern.